Deutsch ist wie Lego: eckig und praktisch – aber in der Geschäftswelt ist Small Talk gefragt

20. Februar 2016

„Mach es kurz! Rede nicht so viel! Sag, wie es ist…“ Von Kindheit an werden wir in Deutschland mit solchen oder ähnlichen Aussagen sprachlich erzogen. Erst von den Eltern, dann von den Lehrern. Im Berufsleben führt das später dazu, dass wir ungeduldig oder sogar richtig sauer werden, wenn jemand redet, ohne auf „den Punkt“ zu kommen. Diese direkte Art zu kommunizieren ist allerdings eine Spezialität der Deutschen und wird sonst nur noch in Israel, Lettland und Finnland praktiziert, so Referentin Susanne Kilian bei ihrem Vortrag vor den Mitgliedern der Mittelstandsvereinigung Rheinisch-Bergischer Kreis.

Im Austausch mit internationalen Geschäftspartnern werden Deutsche deshalb sehr oft missverstanden. Das hat nichts mit Vokabeln zu tun. Denn meist sprechen sie ein technisch gutes Englisch.

Wir Deutsche werden nicht nur auf klare Aussagen konditioniert, sondern uns wird auch eingeimpft, immer einen Grund zu nennen. Andere Kulturen dagegen lernen, was sie sagen möchten, nett zu verpacken. Sprache wird wie eine Art Tanz verstanden, der nach festen sozialen Regeln folgt. Eine Regel ist, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Eine weitere, die Erwartungen des Gegenübers zu erfüllen. Fragesätze statt Aussagesätze zu bilden…

Bei Gesprächen mit Kollegen im Ausland oder bei Konferenzen und Vertragsabschlüssen mit ausländischen Geschäftspartnern machen wir viele Fehler, erkannten die Mitglieder. Denn bei Adjektiven wie „hervorragend „, „fantastisch“, „wunderbar“ werden wir eher misstrauisch, während gerade Amerikaner diese ausgesprochen gerne nutzen. Ein Gespräch mit einem Kompliment zu eröffnen, empfinden wir als Anbiederung.

Besser sollten wir uns verhalten, als seien wir auf einem Wiener Opernball, riet Susanne Kilian. Vertragspartner müssten erst einmal durch freundliche Worte warm werden, bevor sie den Stift zur Hand nehmen. Nach dem Motto: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, Gekonnt reden ist Platin. Diese These unterlegte Kilian mit vielen Beispielen aus der Historie. Denn jeder hört, was seine Kultur ihn zu hören gelehrt hat.

Wir Deutschen sind eben eine Nation der Tüftler, uns kommt es darauf an, kurz und präzise das richtige Werkzeug zu fordern. Wer allerdings Smalltalk lernt und sogar Spaß daran hat, wird im Geschäftsleben erfolgreicher sein.

Die zahlreich erschienenen Mitglieder der MIT Rhein-Berg waren nicht nur vom Vortrag sehr beeindruckt, sondern auch von den Räumlichkeiten. Erstmalig hatte man das „Bau/Office“ gemietet, einen Showroom für Handwerksarbeiten im Fachwerkhaus in der Buchmühle.

Die nächste Veranstaltung der Mittelstandsvereinigung findet am 11. März um 18:00 Uhr statt. Dann wird die Pakulla GmbH für Formen- und Werkzeugbau besichtigt.