Für den Mittelstand vor Ort!
Vom Entwurf bis zum fertigen Werkzeug: Zu Besuch bei „Pakulla“.
Vom Entwurf bis zum fertigen Werkzeug: „Pakulla“ baut Werkzeuge für die Kunststoff- und Metallverarbeitung
Zwei Brüder, eine funktionierende Aufgabenteilung und jede Menge Innovationen: die Firma Pakulla beeindruckte die Mitglieder der Mittelstandsvereinigung Rheinisch-Bergischer Kreis nachhaltig. „Das hätte ich nicht erwartet“, lautete bei den 30 Teilnehmern der Führung das Fazit, als man anschließend in einem nahegelegenen Restaurant das Gesehene besprach. Bei Pakulla sieht man gut, warum die deutsche Werkzeugindustrie weltweit so erfolgreich ist: Hier paart sich Ingenieurswissen mit extremer Genauigkeit, langjährige Erfahrung mit ständigen Neuerungen, Know how mit Flexibilität, Industrie mit Handwerk.
Seit mehr als 60 Jahren fertigt Pakulla Formgebende Werkzeuge für die verschiedensten Zweige der Industrie. Das Familienunternehmen in der vierten Generation hat sich allerdings enorm verändert: Hier wird nicht mehr geschraubt und gehämmert, sondern es werden die kompliziertesten Bauteile im Computer entworfen und später von modernsten Arbeitsgeräten konstruiert. Da ist äußerste Präzision gefragt bei dem Entwurf der Werkzeuge am Computer – damit hinterher die Bohrer (so fein wie beim Zahnarzt) das Graphit auch exakt so bearbeiten wie gewünscht.
250 bis 500 Werkzeuge pro Jahr werden bei der Firma gebaut, die sich auf das Interieur und Exterieur von Autos spezialisiert hat. Die Zeit, die dem Unternehmen von Autokonzernen für die Entwicklung eingeräumt wird, wird immer kürzer. Dabei können große Werkzeuge sehr komplex sein und bis zu 500 Einzelteile beinhalten. Wie viele Bauteile beispielsweise in einem Autokühler oder einem Lenkrad stecken, konnte in der Werkhalle besichtigt werden.
Eine andere Schwierigkeit ist die Vorfinanzierung. Es dauert mitunter ein ganzes Jahr, bis das Auto serienreif ist und das Werkzeug bezahlt wird. Pakulla konstruiert das Werkzeug, baut das Werkzeug, produziert Probeteile. Die werden in Probefahrzeuge eingebaut, mit denen Crash-Tests gemacht werden. Die Pakulla- Kunden produzieren die Teile dann in Serie. Erst wenn die Autos vom Band laufen, werden die Produktdesigner bezahlt.
Tag und Nacht wird produziert, aber automatisiert: Die Tagschicht ist so organisiert, dass die Maschinen nachts laufen. Im Moment werden Teile entworfen, die nächstes Jahr im neuen Audi A8 gebraucht werden. Auch BMW ist ein guter Kunde, denn die Chinesen lieben BMW und dort boomt gerade der Markt.
Die Personalgewinnung ist auch bei Pakulla wie bei vielen Firmen ein Problem. Neben dem Computer hängt deshalb ein Werbeplakat mit der Überschrift: „Was ist ein Formenbauer?“ Antwort: „Der erste Formenbauer war Gott.“ Und auf die Frage, warum man Formenbauer werden soll, gibt es auch Antworten: „Deine Familie und Freunde haben keine Ahnung, worüber du redest. Du fühlst dich wie ein Künstler, der soeben ein Meisterwerk geschaffen hat. Du formst die Welt, in der wir leben.“