Für den Mittelstand vor Ort!
Wirtschaftlichkeit, Sicherheit, Umweltverträglichkeit

Einen besonders interessanten Abend mit Kraftwerksführung und Vortrag erlebte die Mittelstandsvereinigung Rheinisch-Bergischer Kreis in den Räumen der Metsä Board Zanders GmbH. Werksleiter Andreas Euler begrüßte die Mitglieder, bevor sich eine spannende Betriebsbesichtigung anschloss, bei der alle Kopfhörer und natürlich Warnwesten trugen.
Das Zanders Kraftwerk läuft nur noch auf 20 Prozent, denn so viel Strom wie einst wird fürs Trocknen des Papiers nicht mehr benötigt. Natürlich könnte man das Kraftwerk zu 100 Prozent auslasten und den Strom „verkaufen“, aber dann würde man in bestehende Strukturen eingreifen.
Eine perfekte Überleitung zum Vortrag von Martin Herrmann, der bei RWE für Osteuropa zuständig ist. Er zeigte anhand der energiepolitischen Weichenstellungen, dass von der Idee eines einheitlichen europäischen Energiemarktes nicht viel übrig ist. „In der Realität sehen wir eine Desintegration der europäischen Energielandschaft – jedes Land hat einen eigenen Fahrplan und reguliert auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen und in unterschiedlicher Intensivität den Markt. Vom europäischen Fahrplan ist nicht viel geblieben“, so Herrmann.
Unterschiedliche Energiemixe bei der Stromerzeugung führen in allen Ländern zu unterschiedlichen Interessenlagen: Polen bezieht seine Energie noch zu 87 Prozent aus Kohle, Tschechien hat bereits 32 Prozent Kernkraft (und 56 Prozent Kohle) und in der Slowakei wird bereits mehr als die Hälfte des Stroms durch Kernkraft gewonnen. Die Frage der Bezahlbarkeit spielt in diesen Ländern eine viel wichtigere Rolle als in Deutschland.
Eine lebhafte Diskussion mit den MIT-Mitgliedern schloss sich an. Machen nationale Alleingänge wie in Deutschland die Energie teuer und schlechter verfügbar? Welche Wechselwirkungen in der Energieversorgung zwischen den Ländern müssen berücksichtigt werden? Und zum Schluss die Frage: Was hält er von der Idee, Stadtwerke zu gründen? „Wenn Stadtwerke nur für Netz und Vertrieb zuständig sind, kann das klappen“, meinte Herrmann. „Wenn sie Strom produzieren sollen, haben sie die gleichen Probleme wie gerade geschildert.“